REFERENZ

Politische Kommunikation für die Allianz Kommunaler Großkrankenhäuser

Interview mit Marvin Welz, geführt von David Denne

Damit die Positionen und Ideen eines Verbands die Politiker*innen überzeugen, ist einiges an Arbeit gefragt. Marvin Welz, Berater bei ADVERB, plant und koordiniert für seine Kunden Kommunikationsmaßnahmen, um die Politik zu erreichen. Im Interview mit David Denne, Redakteur bei ADVERB, erklärt er anhand der Kommunikation seines Kunden, der Allianz Kommunaler Großkrankenhäuser e. V. (AKG), wie der Verband seinen Vorschlag des Stufenmodells in den politischen Diskurs einbringt.

Für die Allianz Kommunaler Großkrankenhäuser hast Du die politische Kommunikation im Vorfeld der Bundestagswahl mitgestaltet. Worum ging es dem Verband dabei?

Die AKG vertritt die großen Krankenhäuser in Deutschland. Diese stehen auch trotz der kurzfristigen Corona-Hilfen unter finanziellem Druck, da die Politik notwendige Reformen über viele Jahre verschlafen hat. Auch die politischen Rahmenbedingungen sind schwierig. Für die notwendigen Finanzierungs- und Strukturreformen braucht es eine Zusammenarbeit von Bund und Ländern – aber leider ziehen sie in dieser Sache nicht an einem Strang. Die AKG hat deshalb ein Stufenmodell entwickelt, mit der die aktuelle Pattsituation aufgelöst werden soll. Es verbindet eine Struktur- mit einer Finanzierungsreform im Krankenhauswesen und teilt die Krankenhäuser in verschiedene Versorgungsstufen ein. Dieses Modell gilt es kommunikativ, auch in den nächsten Monaten, im gesundheitspolitischen Raum zu verankern und die Entscheidungsträger*innen davon zu überzeugen.

Welches Ziel steht hinter den Bemühungen der AKG?

Mittel- und langfristig soll das Stufenmodell der AKG zur Realität werden und damit die Gesundheitsversorgung in Deutschland verbessern. Das wird die AKG aber nur mit der Unterstützung der Politik erreichen. Das bedeutet, dass die AKG ihr Stufenmodell zunächst unter den relevanten Politiker*innen bekannt machen und für die Vorteile des Modells werben muss. Aber auch der gemeinsame Austausch ist wichtig, um die entscheidenden Personen in der Politik zu überzeugen – gerade bei einem komplexen Thema wie einer Reform der Krankenhauslandschaft. Im Optimalfall entstehen bei diesem Austausch gegenseitiges Vertrauen und nachhaltige Beziehungen, von denen der Verband und seine Mitglieder auch langfristig profitieren können.

07.10.2021 / Ausgabe #99

Aufbruch – Verbände nach der Bundestagswahl 2021

In jeder Ausgabe der Verbandsstrategie setzen wir mit Best-Practice-Beispielen, Expertenbeiträgen und Interviews einen anderen inhaltlichen Schwerpunkt. Sie interessieren sich für das Thema? Dann schauen Sie doch gleich bei den anderen Artikeln dieser Ausgabe vorbei.

Was macht Ihr, um diese Ziele zu erreichen?

Für die Kommunikation rund um das Stufenmodell setzen wir vor allem auf bewährte Formate der Public Affairs. In Abstimmung mit der AKG haben wir ein Positionspapier verfasst und gestaltet, welches auf zwei Seiten das Problem und den Lösungsvorschlag der AKG anschaulich darstellt. Mehr als zwei Seiten dürfen es auch nicht sein – denn ansonsten werden Politiker*innen es aus Zeitgründen nur selten schaffen, das Papier zu lesen und die Inhalte zu verarbeiten.

Neben dem Positionspapier sprechen wir die relevanten Politiker*innen mit einem gezielten Anschreiben an, das sie auf die Problemlage aufmerksam macht und den Vorschlag der AKG kurz skizziert.Das Anschreiben animiert die Empfänger*innen zur Auseinandersetzung mit den Inhalten.Im Optimalfall transportieren die Politiker*innen diese Inhalte in Gesprächen mit ihren Kolleg*innen und sorgen so dafür, dass das Stufenmodell im politischen Diskurs Fuß fasst. Das Anschreiben geht an Politiker*innen, die ein berechtigtes Interesse am Stufenmodell haben – also vor allem Fachpolitiker*innen oder Abgeordnete mit AKG-Mitgliedskrankenhäusern in ihrem Wahlkreis.

Ein dritter Aspekt der politischen Kommunikation zum AKG-Stufenmodell ist eine wissenschaftliche Analyse, die das Modell inhaltlich bewertet. Dazu konnte die AKG einen renommierten Experten des Gesundheitssystems gewinnen. Die wissenschaftliche Einordnung der Ideen verleiht dem AKG-Modell zusätzliches Gewicht und stärkt es in der politischen Debatte.

Kommuniziert ihr die Inhalte des AKG-Positionspapiers auch auf Social Media?

Ja, schließlich bewegen sich auch Politiker*innen und ihre Mitarbeitenden auf den Social-Media-Plattformen. Für Twitter und Co. haben wir deshalb eine Reihe von GIFs und Erklärvideos produziert, die den User*innen die Vorzüge des Stufenmodells nahebringen. Sie bringen die Probleme des aktuellen Systems auf den Punkt und zeigen klar auf, wie Verbesserungen realisiert werden können. Durch die GIFs und Erklärvideos positioniert sich die AKG zudem als kompetenter Ansprechpartner in der Gesundheitspolitik und kann dadurch leichter mit der Politik in Kontakt treten.

Worauf kommt es in der Kommunikation in diesem Fall besonders an?

Gesundheitspolitik ist ein komplexes Feld – seit vielen Jahren diskutieren Politik, Verbände und Gesellschaft über Reformen. Aufgrund ihrer Komplexität ist die Gesundheitspolitik leider auch ein eher schwerfälliges Politikfeld. Das macht es schwierig, mit neuen Ideen Begeisterung zu wecken. In der Kommunikation will die AKG einerseits die Dringlichkeit von Reformen im Krankenhaussystem verdeutlichen. Andererseits gilt es eben auch ein Licht am Ende des Tunnels aufzuzeigen. Denn durch das Stufenmodell kann das Krankenhaussystem nachhaltig für alle Beteiligten verbessert werden. Diesen Spagat müssen wir hier, wie auch bei unseren anderen Kunden im Gesundheitsbereich, in der Kommunikation meistern.

Jetzt PDF downloaden: Diesen Artikel finden Sie im Verbandsstrategen Ausgabe #99 2021, S. 18.

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