REZENSION

Aus den Erfahrungen eines Top-Redners

von Maximilian Kunze

Was können Kommunikationsverantwortliche von einem Buch mit dem Titel „Die perfekte Rede“ eigentlich erwarten? Einen überheblichen Autor? Einen allwissenden Kenner? Oder einfach nur eine simple Anleitung, wie die „perfekte Rede“ vermeintlich aufzubauen sei? Überraschenderweise trifft nichts von alledem für das vorliegende Buch zu. Denn Hans-Uwe L. Köhler hat vor allem eins geschafft: die verschiedensten persönlichen Erfahrungen eines der renommiertesten deutschen Redner und Motivatoren zu sammeln und weiterzugeben.

Bereits auf den ersten Seiten des Buches klärt Hans-Uwe L. Köhler den Leser über eine grundlegende Frage auf. Ist „die perfekte Rede“ überhaupt möglich? Nach einem erfreulichen „Ja“ erwartet den Leser jedoch schnell die Ernüchterung. Denn Perfektion in der Rede ist nach Köhler zwar möglich, aber nicht erstrebenswert. Zu Glattes oder Perfektes gewinnt nicht die Herzen der Menschen. Als Beispiel für diese Unvollkommenheit wird Willy Brandt genannt, der besonders durch seine Stimme die Menschen zum Mitfühlen bewegte. Dabei galt diese aus Sicht von Stimmtrainern immer als katastrophal.

Früh im Buch lässt sich erkennen, dass für Köhler das Wichtigste an einer gelungenen Rede nicht der Inhalt, sondern der Hörer, dessen Befinden und Emotionen sind. Das größte Ziel sei es deshalb, dass sich das Auditorium nach einer Rede im vom Redner gewünschten Zustand befinde – die Menschen also für das Anliegen des Redners gewonnen wurden. Dabei ist der eigentliche Inhalt der Rede nur ein Teilaspekt. Für Köhler ist vielmehr Überzeugung das A und O. Diese lässt sich besonders durch die Begeisterung der Zuhörer und auch durch die eigene Überzeugtheit vom Gesagten erreichen.

Um die Zuhörer zu erreichen, nennt der Autor ein ganzes Sammelsurium aus mal mehr, mal weniger außergewöhnlichen Tipps und Tricks. So schildert Köhler beispielsweise, wie er, als Christoph Columbus verkleidet, erfolgreich die Belegschaft eines Unternehmens motiviert und überzeugt hat. An anderer Stelle erläutert er, dass er einmal bewusst die Zuhörerschaft am Anfang einer Rede gegen sich aufgebracht hat, um sie im Anschluss wieder vom Gegenteil zu überzeugen.

Diese Ideen mögen zwar etwas überspitzt erscheinen und in dieser Form nicht für jedermann anzuwenden sein. Dennoch regen sie dazu an, einmal etwas Außergewöhnliches und Anderes auszuprobieren. Neben den Anekdoten aus seinem Leben als erfahrener Redner geht der Autor aber auch auf herausfordernde Erlebnisse ein. So führt er Beispiele für Momente an, in denen seine Reden besonders schiefgelaufen sind oder überraschenderweise ganz andere Effekte hervorriefen als zuvor geplant.

Für Köhler sind die Emotionalisierung und der besondere Moment die größten Faktoren für den Erfolg einer Rede. Dabei müssen nach seiner Ansicht dennoch jederzeit beide Gehirnhälften, der Verstand und das Gefühl, stimuliert werden. Köhler drückt es so aus: „Links bekommt genügend Zahlen und Rechts ausreichende Emotionen – idealerweise beides gleichzeitig!“

Zwischen Entertainment und Storytelling
Die berufliche Herkunft des Schreibers wird im Buch an sehr vielen Stellen überaus deutlich. Köhler ist vor allem ein Verkäufer und Motivator. Seine Tipps für die Reden sind deshalb, genauso wie seine Schreibweise im Buch, immer auch eine Mischung aus Entertainment und Storytelling. Für ihn ist es nicht das Wichtigste, dass die Wahrheit gesagt wird, sondern dass die Zuhörer für das Anliegen gewonnen werden.

Das Buch bietet somit vor allem eine große Sammlung an anschaulichen Dos und Don’ts aus der Erfahrung des Autors. Sei es die Wahl der richtigen Kleidung, der perfekte Erzählstil oder der richtige Test der Mikrofonanlage und Bestuhlung, alles wird von Köhler bewertet, für den Leser spannend aufbereitet und mit praktischen Handlungstipps gefüllt. Auch wenn es nur um das richtige Verhalten geht, wenn Redner einmal ins Stocken geraten sollten.

Besonders beeindruckend sind die persönlichen Einblicke, die der Autor liefert. So stellt Köhler zum Beispiel fest, dass selbst der erfahrenste Redner vor jedem Auftritt nervös ist und etwas Lampenfieber hat oder dass die hundertste Rede weitaus schwieriger sei als die erste. Diese persönlichen Erfahrungen des Autors wirken auf den Leser sehr authentisch und nehmen auch Anfängern die Angst davor, eine Rede zu halten.

Fazit: Insgesamt ist das Buch vor allem darauf ausgelegt, den Lesern Anregungen zu geben und Mut zu machen, auch mal etwas Neues und Unkonventionelles auszuprobieren. Sehr viele Reden können schnell langweilen und enden im Alltagsbrei. Nur wirklich gute Redner bleiben dem Auditorium auch positiv im Gedächtnis. Hierzu zeigt Hans-Uwe L. Köhler in seinem Buch durchaus spannende Möglichkeiten und Tricks auf.

Verbandsvertreter können von der Motivationsfähigkeit, den alltagstauglichen Tipps und den spannenden Empfehlungen des Autors profitieren. Ob durch interessante Storytelling-Ideen, klug gewählte Skandalisierungen oder besonders ausgefeilte Präsentationen, Köhler beschreibt ausführlich, wie es gelingen kann, sich von der Masse abzuheben. Generell wäre eine etwas bessere Strukturierung der einzelnen Absätze wünschenswert. Aus diesem Grund eignet sich das Buch weniger als Nachschlagewerk, sondern vielmehr als anregende Lektüre für zwischendurch. Köhlers Werk bietet zwar keine genaue Schritt-für-Schritt-Anleitung für die perfekte Rede, aber mit Sicherheit eine Hilfe zur Inspiration. Verbandsvertreter, die öfter vor Menschen sprechen müssen, können also durchaus interessante Eindrücke aus dem Buch gewinnen – Es muss ja nicht gleich die Christoph-Columbus-Verkleidung sein.

Bewertung:
Zielgruppe
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Nutzen für
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Theorie/Praxis
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Hans-Uwe L. Köhler (2011): Die perfekte Rede – So überzeugen Sie jedes Publikum, Offenbach.
ISBN: 978-3869362281
200 Seiten, 24,90 EUR

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